Sonntag, 5. April 2020

Verrückte Zeiten

Da erwachen Mensch und Natur Jahreszeit-bedingt gerade mal zu neuem Leben, da macht ein blöder Virus dem ganzen ein Strich durch die Rechnung. Ausgangsbeschränkungen, Läden und Gaststätten dicht, Versammlungsverbot, Hamsterkäufe, Abstandhalten, Passierscheine für Grenzübertritte, Wirtschaftseinbruch. Wenn ich es nicht besser wüsste: Willkommen in der DDR!
Machen wir das Beste daraus! 





Nun treffen mich diese Einschränkungen weniger hart, als dass ich ohnehin und seit jeher Menschenansammlungen jeglicher Art meide. Und wenn ich mich irgendwo am wohlsten fühle, dann in meinem Zuhause!


Wohl dem, der sich in diesen Zeiten auf Hobbys sowie Projekte in Heim und Garten stürzen kann, der es ertragen kann, auch ohne soziales Gefüge mit sich selbst klarzukommen.


Um bei der Idee dieses Blogg's zu bleiben, erinnere ich mich an eine ähnliche Situation in den 80er Jahren. An eine unsicht- und nicht greifbare Gefahr, die weder Gesundheit noch Natur zuträglich war: Tschernobyl! Eine Nuklearkatastrophe im dortigen Atomkraftwerk am 26. April 1986.


Fürsorglich, wie der Sozialismus und somit die DDR damals waren, wurden wir erst einmal gar nicht über die Auswirkungen des Supergau's informiert. Der Blick zum imperialistischen Klassenfeind in Form von Westfernsehen klärte uns auf und schürte erste unbekannte Ängste.


Weite Teile des Kontinents wurden damals verstrahlt. Und wir? Wir freuten uns über ein plötzlich reichhaltiges Angebot an Obst und Gemüse; der aufgeklärte Westen verzichtete gesundheitsbewusst auf die radioaktiv verseuchte Ware, wir nahmen sie dankbar an...


Ein weiteres “Geschenk“ war eine Klassenfahrt nach Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, gerade einmal 134 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Nur wenige Monate nach der Katastrophe hatte unsere Klassenlehrerin eine Flugreise für uns und die Parallelklasse in das seinerzeit wohl gemiedenste Land der Erde ergattert, Luxushotel inklusive! 


Diese Reise in das kommunistische Bruderland war auch ohne Strahlkraft ein besonderes Erlebnis. Ich kam das erste Mal in den Genuss mit einem Flugzeug zu reisen (mit der Interflug!), hatte nie zuvor ein Luxushotel von innen gesehen, geschweige bewohnt, Kaviar und sonstige undefinierbare Speisen zu mir genommen und eine sowjetische Großstadt bei minus 20 Grad erlebt, in der ich nicht tot über'm Zaun hängen wollte. Alles ein bisschen zu groß, zu heroisch, zu Weilen verkommen und viiiel zu kalt, damals, im Januar 1987. Was hingegen die vorherrschende Radioaktivität mit mir gemacht hat, sollen andere beurteilen...


Und hier schließt sich der Kreis. Damals wie heute gab es unzählige Opfer und Schäden, die nachhaltig die Welt veränderten bzw. verändern werden.
Wünschen wir uns Glück und Gesundheit, verlieren nicht die Zuversicht sowie den Blick auf die wesentlichen Dinge im Leben.