Samstag, 15. September 2018

Trabant & Co.

In Sachen Mobilität waren wir in den Gründungs- bzw. Anfangsjahren unserer Familie ziemlich eingeschränkt. Papa hatte ein Motorrad mit in die Ehe gebracht, welches er dann schweren Herzens für den Kauf von Schlafzimmermöbel veräußern durfte. Vom Arbeitgeber gab es dann jedoch alsbald ein Betriebs-Motorrad: Eine ES 150 aus Zschopau, im Volksmund “Eisenschwein“ genannt.


Auf und mit diesem Gefährt haben wir alle Wege bestritten. Zu viert: Die kleine Christina auf dem Tank, Papa am Lenker, mein Bruder eingequetscht dahinter und Mama als Abschluss der Viererreihe... Es ist immer gut gegangen!

Als dieses Konstrukt rein größentechnisch nicht mehr aufging, wurde der Kauf eines Autos in Betracht gezogen. Und das war in der DDR nicht so einfach... Anfang der 80er Jahre war es dann soweit: Ein gebrauchter weißer Trabant mit schwarzen Seitenstreifen, der Mitte der achtziger Jahre durch ein nagelneues Modell ersetzt wurde.



Das DDR-Kult-Auto: Der Trabant! Hergeleitet von “Begleiter/Weggefährte“. Diesen zum Brautwagen umfunktionierten Trabi konnte ich mir kürzlich von einer ortsansässigen Kfz-Werkstatt ausleihen. Schaffte er es noch eigenmächtig auf unseren Hof, musste er bei seiner Abholung diesen leider am Abschlepphaken verlassen...




Die Kleine “Rennpappe“ hat uns zuverlässig noch durch die turbulente Zeit der Wende begleitet und erfuhr Anfang der neunziger Jahre das Schicksal fast aller Autos aus der DDR und ihren sozialistischen Bruderstaaten: Bestenfalls wurden sie noch für niedere Dienste eingesetzt, größtenteils verschrottet.



Mitte der achtziger Jahre hatte auch ich begonnen, mich der motorisierten Fahrzeugwelt zu stellen.  Mit fünfzehn Jahren machte ich meinen Moped-Führerschein, mit sechzehn den für Motorrad. Ich bin gerne und viel Moped gefahren. Obwohl ich selbst nie ein eigenes besessen hatte, gab es damals jedoch schon den einen und auch den anderen Jungen, die mir ihre Krafträder für längere Zeiträume überließen.


Um noch etwas cooler die Straße zu erobern, begann ich Ende der achtziger Jahre - der DDR ging so langsam die Puste aus - das Motorrad für mich zu entdecken. Die alte ES 150 von Papa stand seit geraumer Zeit verstaubt in der Ecke, war von einer TS 150 abgelöst worden, mit der ich meinen Führerschein gemacht hatte (einmal dem Fahrschullehrer “vorfahren“, 30 Mark zugesteckt, Führerscheinprüfung bestanden...).


Am Ende habe ich mich kaum mit dem schweren und unhandlichen Motorrad auf die Straße gewagt. Zudem ich stets jemanden mit starkem Knochenbau in der Nähe wissen musste, der mir das Höllenteil mit Kickstarter und kompressionsbedingtem Rückschlag anwerfen konnte.

Nachdem sich die DDR mit allem Drum und Dran in die Geschichte verabschiedet hatte, war auch das Kapitel der treuen motorisierten Weggefährten beendet. Die Motorräder wurden verschrottet (eine Schande aus heutiger Sicht), unser Trabant wurde einige Zeit später für 600 Mark veräußert. Platz für die schöne neue Welt der Konsumgüter...