Sonntag, 29. Oktober 2017

Mauerfall

Irgendwie läutete der Fall der Mauer im November 1989 auch das Ende meiner doch recht lange andauernden Kindheit ein; in den turbulenten Tagen damals wurde ich volljährig. Wie die meisten “Zeitzeugen“ erinnere ich mich gut an die Stunden und Tage nach Erlangung der ersehnten Freiheit. Der 9. November war noch nicht vergangen, da drängten sich Tabbis und Co. an unserem Haus vorbei (ehemalige Transitstrecke) in Richtung Grenzübergang Lübeck-Schlutup.

Ich selbst habe mich erst Wochen später nach "Drüben" getraut, musste die neuen Tatsachen erst einmal wirken lassen; und die vielen Menschen... Bin dann aber auch nicht einem Kulturschock erlegen, da wir durch ausschließliches Westfernseh-Gucken und Kontakt zu Verwandten in den alten Bundesländern von je her ganz gut auf dem Laufenden waren. Kaum zu glauben, dass das alles bereits fast 28 Jahre her ist... 


Biggi mal wieder unterwegs: Diesmal in einem Grenzmuseum unweit meiner Heimatstadt, welche bis zur Wende die letzte Ansiedlung Richtung Westen vor dem Sperrgebiet war.


Dieses Fragment aus der Berliner Mauer habe ich Anfang 1990 bei einem Berufsschulausflug am Checkpoint Charlie “geborgen“.


Ost und West vereint...

Hier treffen sich ein Puppenmädchen von Zapf Creation und Biggi an einem längst nicht mehr so furchteinflößenden Grenzzaun in Sichtweite eines abgewrackten Wachturms.
Bei den Puppen stellt sich einmal mehr die Frage, welcher Staat wohl von wem abgekupfert hatte... (Ursprungspuppe Cabbage Patch Kids aus den USA, 1982). Für mein Empfinden allerdings ohne Frage: Die gelungenste Version ist und bleibt das Kulleraugen-Geschöpf aus dem VEB biggi Waltershausen!

Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls ist am 24.10.2009 ein Bericht in der Welt erschienen, der gleichermaßen das Aufeinandertreffen des japanischen Monchichi auf die DDR-Version Tiemi beschreibt.


Prickelnde Kulturgüter aus beiden Teilen der Republik: Prost!


Biggi auf Erkundigungstour in der nahegelegenen Hansestadt Lübeck. Was für uns früher unerreichbar schien, ist heute ein Ort wie fast jeder andere. Bald täglich flankiere ich die Stadt auf meinem Arbeitsweg nach Hamburg, am Wochenende geht es zum Einkaufen hierher und auch Freunde haben sich hier niedergelassen.  


Freitag, 20. Oktober 2017

Nähstube

Schon als kleines Mädchen habe ich meine Mutter gerne zum Schneider oder die "volkseigene Nähstube" begleitet. Damals war es ja noch üblich, sich zu besonderen Anlässen ein schickes Kleid auf den Leib schneidern zu lassen.

Später, ich muss so neun oder zehn Jahre alt gewesen sein, bekam ich zu Weihnachten eine PIKO-Kinder-Nähmaschine namens Michaela; sie hat nicht eine saubere Naht hinbekommen. Weihnachten war gelaufen...

In der Grundschule belegten wir dann das Fach Nadelarbeit, etwas später trat ich der AG Handarbeit bei. Hier wuchs der Wunsch nach Entwurf und Herstellung von “coolen Klamotten“, da diese bekanntermaßen in der DDR schwerlich zu bekommen waren. Dass diese dann vornehmlich aus eingefärbten Bettlaken kreiert wurden, war der Mangelwirtschaft sowie der Mode der Achtziger geschuldet...


Meine erste richtige Nähmaschine! Im Jahre 1984 hievte mein Vater eines Tages einen gusseisernen Gegenstand in mein Kinderzimmer. Eine für mein damaliges Verständnis uuuralte Singer-Nähmaschine, die ein ortsansässiger Feinmechaniker aus dem Korsett des üblichen Maschinentisches befreit, in einen eigens für diese Zwecke hergestellten Hartplastik-Kasten gebaut und mit einem elektrischen Motor versehen hatte. Was für ein Segen!



Fortan war kein Stück Stoff mehr vor mir sicher. Ich nähte Kleidung für mich, meine Puppen und später auch für Freundinnen, was mir einiges an Taschengeld einbrachte. Als das irgendwann nicht mehr gefragt war, stieg ich auf die Herstellung von Heimtextilien und die Änderungsschneiderei um.


Nichts anzuziehen...


...Anprobe...


...ausgehfein!


Meine alte Singer hat mittlerweile wieder einen Tisch bekommen, nachdem sie irgendwann gegen ein neues Modell ausgetauscht und für einige Jahre vergessen wurde, sie dann einen Sturz vom Regal nicht unbeschadet überstand und schließlich als Dekorationsobjekt den Weg zurück in mein Häuschen fand. Leider konnte sie trotz mehrfacher Versuche bisher nicht mehr gangbar gemacht werden, aber ich hoffe noch. Unvergessen ihre Zuverlässigkeit und Kraft, was von den modernen Maschinen kaum noch zu erwarten ist.

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Halloween!

Der Hype um dieses Fest hat uns Kinder in der DDR nie erreicht; ich denke, dass sich Halloween allgemein erst in den letzten Jahren zur festen Größe entwickelt hat. Aber damit hat der Herbst doch eigentlich ein schönes Ereignis dazu gewonnen. Die vergehenden Farben im Garten werden mit leuchtend orangen Kürbissen (mal mit oder ohne Gruselgesicht) und Gespenstern dekoriert, bevor es mit etwas Abstand an die Weihnachtsdekoration geht...

Der amerikanische Brauch des Thanksgiving würde mir auch gefallen. Vielleicht übernehmen wir selbiges ja auch noch irgendwann. Wachkatze Boogie würde es freuen, ist Pute doch ihre Leibspeise...


Die Biggi-Bande auf Beutezug.






Furchteinflößend!!!



“Gruselmond“ über Laubelund

Samstag, 7. Oktober 2017

Mädelsabend!

Natürlich waren unsere Mädelsabende in der Kindheit anders als heute geartet. Geht es heute um mittels Smartphone organisierte Treffen mit “tiefgreifenden“ Gesprächen bei dem einen oder anderen Glas Sekt, verabredeten wir uns damals in der Schule und organisierten von langer Hand ein Stelldichein mit Übernachtung bei der jeweils fälligen Freundin. Anstatt Sektchen gab es Süßigkeiten und Brause, anstatt unerschöpflicher Frauenthemen erzählten wir uns Gruselgeschichten oder spielten.






Ganz so kuschelig ging es bei uns damals nicht zu. Wir übernachteten lieber in den Gartenlauben, die als Eltern-freie Zonen galten. Jedoch überlegte man es sich hier zweimal zuviel Brause zu trinken, da es zum Pipi-Machen des nachts in die freie Natur ging. Der Klassiker bis heute schlechthin war und ist der Horror meiner besten Freundin vor Spinnen; und davon gab es in den Lauben viele.... sehr viele. 

Dienstag, 3. Oktober 2017

Biggi unterwegs

Diesesmal ging es nach Berlin! Auf dem Weg dorthin gab es einen Zwischenstopp im Harz, um das in Aschersleben ansässige DDR-Spielzeugmuseum zu besuchen. Eine nicht allzu große, aber vielfältige Sammlung von all den Dingen, die uns als Kindern in der DDR viel Freude beim Spielen bereitet hatten.




(Diese Fotos sind nicht von bester Qualität, da sie bei an diesem Tag schlechtem Wetter und mit dem Handy aufgenommen wurden... Aber das Motiv zählt!)

In Berlin selbst wurde den üblichen Sehenswürdigkeiten im Osten der Stadt ein Besuch abgestattet, es ging aber auch auf die Suche nach “Institutionen“ und Ecken, die jenseits der Touristenpfade liegen. Und hier stießen wir auf ein schönes Geschäft im Ortsteil Prenzlauer Berg: VEB Orange. Eine Mischung aus DDR-Museum und Laden, in dem man noch so einiges aus der alten Zeit erstehen kann, was folgende Bilder meiner erstandenen Schätze zeigen.


Das ist Christina! Eine Kugelgelenkpuppe vom VEB sonni Sonneberg. Eigentlich waren Verkäuferin und ich der Annahme, dass es sich um einen Leerkarton und unverkäufliches Ausstellungsstück handelt. Ein Telefonat der netten Dame mit ihrem Chef und Besitzer des Ladens war indess erfreulich; in dem Karton befand sich noch die Original-Puppe und war erschwinglich zu erwerben! Meins!