Samstag, 13. Juli 2019

KONSUMinchen empfiehlt!

Unlängst drückte mir mein Bruder einen kleinen Stapel Schwarz-weiß-Fotos in die Hand, auf denen der alte Treppenkonsum meiner Heimatstadt abgebildet ist. Momentaufnahmen der Ladeneinrichtung aus diversen Blickwinkeln, Verkäuferinnen und Kundschaft. Da wir einige Protagonisten noch persönlich kennen, konnten die Fotos zeitlich auf 1986 geschätzt werden. Ein toller Fund!


Sogleich machte ich mich daran, den Bildern meinen eigenen Stempel aufzudrücken; ......Datenschutz!!! Und welches Gesicht passt zum “Überfiltern“ besser, als meine Googly-Replike von J. D. Kestner! Passenderweise KONSUMinchen getauft.


Obwohl seit Entstehung dieser Fotos so viel Zeit ins Land gegangen ist, fühlte ich mich sofort wieder in diesen damals so oft besuchten Konsum zurückversetzt. Weiß noch genau, wo alles stand (vor allem die Süßigkeiten!!!), habe den Geruch in der Nase und bin im Nachhinein beeindruckt, welche Vielfalt an Waren des täglichen Bedarfs in dieses nicht allzu große Geschäft passte.


Der Treppenkonsum (ich hatte hier im August 2018 bereits über ihn geschrieben) war mit der Wende 1990 Geschichte. Von den insgesamt sieben Geschäften dieser Art in meiner Heimatstadt hat keines dieses geschichtsträchtige Jahr überstanden; sie wurden geschlossen zu Gunsten großer Supermärkte im Randgebiet des Ortes.


Ich gehe davon aus, dass diese Aufnahmen nach einer Warenanlieferung gemacht worden sind, denn sooo volle Regale hatten wir dann nun auch wieder nicht...


Allerdings erkennt man an den leeren Wänden der Fleisch- und Wurstabteilung sowie im Kühlbereich, dass die Mangelwirtschaft der DDR auch hier zugegen war.


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Waren des täglichen Bedarfs aus der DDR neu interpretiert!


Nun konnte ich es bei meiner Sammelleidenschaft für Puppen und Spielzeug natürlich nicht belassen, nein, die Dinge des täglichen Lebens in der DDR, meiner Kindheit, sind ebenfalls eine Sammelwut wert. Alltagsgegenstände wie Geschirr, Dekorationsartikel, Haushaltswäsche, aber auch Bücher und sämtliche Waren des täglichen Bedarfs haben mittlerweile einen gewissen Kultstatus und sind teilweise kaum noch zu bekommen, geschweige zu bezahlen...

 

So schaue ich mittlerweile bei jedem Flohmarktbesuch, in jeder Trödelhalle/Antikladen, aber auch im privaten Umfeld nach Alltagsgegenständen und Lebensmittelverpackungen aus dem Land ohne Überfluss und Marktwirtschaft. Ich ersteigere im Internet Leerverpackungen, um ihnen mit Holz, Styropor oder Füllwatte einen neuen und garantiert unverderblichen Inhalt zu verpassen.


Mit einem veschwommenen Blick zurück muss ich sagen, dass das Warenangebot in der DDR so schlecht nicht war. Es fehlte sicherlich an großer Auswahl, Hochglanzverpackungen und oftmals an den berüchtigten Bananen, aber grundsätzlich waren wir versorgt. Wie sagen die Ur-Ossis: “Es ist niemand verhungert!“...


Ja, dem Geflügel in der Deutschen Demokratischen Republik war kein langes Leben vergönnt...


Payback Made in GDR!
Um aus dem Kauf der ohnehin stark subventionierten Waren des täglichen Bedarfs auch noch weitere Barmittel zu schlagen, wurden die Konsum-Marken eingeführt. Und wir machten mit! Für jeden Einkauf im Konsum ließ sich Mama im Gegenwert Konsum-Marken aushändigen, die sie fein säuberlich in ein Sammelheft klebte. Zum Jahresende trug sie dieses in unseren “Stamm-Konsum“ Ave, um mit 1,8 Prozent des getätigten Umsatzes in Form von Bargeld das Weihnachtsfest noch schöner gestalten zu können.