Sonntag, 23. Februar 2020

Kleine Feste feiern!

Man sagt mir seit Kindertagen ein gewisses Organisationstalent nach; ich hingegen würde es als Planungs-Macke bezeichnen. Schon jeder Kindergeburtstag wurde bis ins Detail organisiert: Von der Gästeliste bis zur Auswahl süßer Köstlichkeiten, vom eher kläglichen DDR-Ambiente bis zur Unternehmungsgestaltung in Form von Streichen an unbescholtenen Nachbarn.



Später, als wir so langsam eine doch bitte ernstzunehmende Persönlichkeit als Heranwachsende entwickelten, entdeckte ich unsere damals leerstehende Gartenlaube als Hotspot des kulturellen Beisammenseins. In regelmäßigen Abständen lud ich wohl organisiert meinen damals ausschließlich weiblichen Freundeskreis zu gaaanz tollen “Feten“ ein. (Natürlich ohne Telefon, denn dieses hatten wir zu DDR-Zeiten nicht...)



Es galt die erste Hürde zu meistern, indem wir unseren Eltern die hanebüchensten Gründe offerierten, warum wir Mädels uuunbedingt eine gemeinsame Nacht in der unbenutzten und abgelegenen Gartenlaube verbringen mussten. Es hat immer geklappt!


Dann begann die eigentliche Planungsphase. Wer pennt wo, bringt was mit, Musikauswahl, Nachtwanderung ja oder nein, wie schmeckt eigentlich Alkohol und: wo kriegen wir den her?


Es hat immer sehr viel Spaß gemacht; wir haben uns nie gestritten, konnten über Gott und die Welt reden und endlos philosophieren, was die Zukunft für uns bereit halten würde. Den ersten Alkohol haben wir uns übrigens selbst kreiert.... Mit von den Eltern gemopsten “Prima Sprit“, aus dem wir einen leckeren Eierlikör fabrizierten.


So ging das bis zum Ende unserer Schulzeit. Selbst als die eine oder andere schon Bekanntschaft mit dem anderen Geschlecht gemacht hatte, oder gar eine Beziehung mit selbigem eingegangen war: unsere Mädelsrunde hatte Bestand.


Dann wurden wir jäh unserer kleinen Welt, die unbedarft, vermeintlich strukturiert und abgesichert schien, “entrissen“. Mit dem Lehrvertrag in der Tasche machten wir uns auf, der für uns vorgesehenen Berufung zu folgen. Nun war die DDR nicht sonderlich groß, so dass wir uns nie so richtig aus den Augen verloren, bis das kleine Land im Jahre 1989 Geschichte schrieb und es im Folgejahr wurde...


Gemäß einer Liedtextzeile “...Wir haben viel erlebt, 'ne Geschichte, die uns ewig bleibt...“, rief ich unsere Mädelsrunde Jahre später wieder zusammen; etwas kleiner geworden, reicher an Erlebnissen, Erfahrungen und Geschichten, diesmal per Telefon...


Und so treffen wir uns bis heute in der Gartenlaube, die nun nicht mehr so heruntergekommen ist. Und: Ich darf wieder planen! Heute richte ich mich nach Dienstplänen, gesundheitlichem Befinden, Wetterlage und sonstigen Lebensumständen, aber: es gelingt mir noch immer, das Band von einst nicht zerreißen zu lassen.